Toxischer Trump: Wer will noch in die USA?
Der amerikanische Präsident verprellt nicht nur Handelspartner, Verbündete und Nachbarn. Auch Touristen zeigen sich nun verschreckt. Die Reisen in die USA gehen von überall her zurück. Fluggesellschaften schlagen Alarm, Aktien brechen ein.

Kanadier stornieren massenweise ihre Trips nach Florida zu Disney World, Europäer meiden New York und Kalifornien, Chinesen buchen von Las Vegas nach Australien um. Der Reisetourismus in die USA wird in diesem Jahr um mindestens 5 Prozent absacken, prophezeit die „Washington Post“. Da auch der inländische Tourismus schwächelt, drohen den USA Minderumsätze von 64 Milliarden Dollar für die Reiseindustrie. Eigentlich hatten Analysten im Herbst noch ein Plus von 9 Prozent erwartet, doch dann wurde Donald Trump zum Präsidenten gewählt. Seine ruppige Außenpolitik verschreckt nun Zigtausende von Amerikafreunden. „Wir erleben einen dramatischen Einbruch in unseren Zahlen“, warnt Adam Sacks, Präsident von „Tourism Economics“.
Floridas Strände locken jeden Winter viele der Kälte überdrüssige Kanadier an – nicht so unter Donald Trump.
Die Zahl der Überseegäste lag im Februar bereits um 2,4 Prozent unter dem Vorjahreswert. Aus Mittelamerika, das Trump mit seinen Tiraden gegen Panama besonders bedrängt, sind die Einreisen um 6 Prozent zurückgegangen, die Einreisen aus China (das Hauptziel der Trump-Attacken) sind sogar um 11 Prozent rückläufig.
Reiseveranstalter beklagen, dass das Gästeklima derzeit „völlig vergiftet“ sei. Die Zölle, Einreiseverschärfungen, die scharfe Migrationspolitik, Großmachtfantasien mit Blick auf Grönland und Kanada und die Arroganz gegenüber Europäern und Asiaten hätten eine negative Stimmung erzeugt, so dass viele Touristen einfach keine Lust mehr hätten, die USA zu besuchen. Die Stimmung sei miserabel: Wer reise schon gerne in ein Land, das alles Fremde derart ätzend behandele? In der Reisebranche macht das Wort vom „toxischen Trump“ die Runde. Vielerorts würden bereits Arbeitsplätze abgebaut. Die US-Beschäftigungszahlen in der Tourismusbranche sind bereits seit zwei Monaten in Folge rückläufig.
Kanadier urlauben daheim
Vor allem auf Kanadier – für die USA eigentlich eine sympathische, wachsende und zahlungskräftige Touristengruppe – wirkt Trump wie reines Reisegift. „Jetzt ist die Zeit, sich für Kanada zu entscheiden“, forderte der Ex-Premierminister Justin Trudeau seine Landsleute in einer Rede nach Trumps ersten Zöllen auf. „Es könnte bedeuten, dass Sie Ihre Sommerurlaubspläne ändern, um hier in Kanada zu bleiben und die vielen Nationalparks und Provinzparks, historischen Stätten und touristischen Ziele zu erkunden, die unser großartiges Land zu bieten hat.“
Die Kanadier scheinen das zu beherzigen: Im Februar ist ihr Reiseaufkommen in die USA sogar um 23 Prozent eingebrochen. Insgesamt erwarten die Experten von „Tourism Economics“, dass das Urlaubsgeschäft mit den Kanadiern im Jahr 2025 alleine um 3,3 Milliarden Dollar schrumpfen werde. Auch der kleine Grenzverkehr für Einkäufe im Staat New York lässt stark nach, die Gästezahl in den Kanada-nahen Nationalparks ebenso. Hier sorgt die Entlassung von etwa 1000 Mitarbeitern und Park-Rangern des US-Nationalparkdienstes durch Elon Musk obendrein für Ärger.
US-Fluggesellschaften senken Erwartungen
Die großen US-amerikanischen Fluggesellschaften revidieren bereits ihre Prognosen für das laufende Jahr. Delta Air, Southwest Air und American Airlines bekommen den „toxischen Trump“ in den rückläufigen Buchungen täglich zu spüren.
Delta-CEO Ed Bastian hat seine Gewinnschätzungen für das erste Quartal sogar glattweg halbiert und die Aktie damit auf Talfahrt geschickt. Bastian weist darauf hin, dass neben dem Tourismus auch die Geschäftsreisen rückläufig seien. Ferner lassen die Kürzung der Bundesausgaben die Einnahmen der Fluggesellschaften sinken – unter Trump und Musk dürfen Staatsangestellte nicht mehr so viele Dienstreisen machen. Man bekomme die schlechtere Wirtschaftslage in den USA direkt zu spüren, so Bastian.
Der vielbeachtete GDP-Now-Tracker der Federal Reserve von Atlanta deutet darauf hin, dass die Wirtschaft in den ersten drei Monaten des Jahres schrumpfen könnte. Trumps Politik sorgt damit an den Börsen insgesamt für schlechte Stimmung. Eigentlich sollte Trumps Maga-Nationalismus die eigene Wirtschaft stärken. Doch sowohl bei den Zollstreitigkeiten als auch an der Börse und nun beim Tourismus zeigt sich, dass Trump zuweilen das Gegenteil dessen bewirkt, was er als Ziel ausgibt, und stattdessen seiner Wirtschaft direkt schadet.
Bahamas umwerben Kanadas „Wintervögel“
Die Tourismusanbieter hoffen nun, dass sich die schlechte Stimmung 2026 wieder bessern wird. Vielleicht schwenke Trump auf einen konzilianteren Kurs um. Das wäre wichtig, denn 2026 sind die USA Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft – das soll ein wichtiger Umsatzbringer für die Reiseindustrie werden. Und 2028 finden die Olympischen Spiele in Los Angeles statt. Dann könnten die Tage von Donald Trump auch schon gezählt sein.
Die Bahamas wollen unterdessen aus dem „toxischen Trump“ Kapital schlagen und starten eine Werbekampagne für alle Trump-Frustrierten. Joy Jibrilu, Geschäftsführer des Nassau and Paradise Island Promotion Board, verkündet, dass der starke Rückgang der US-Buchungen durch Besucher aus Kanada, Europa und Lateinamerika „eine Gelegenheit“ für die Bahamas sei, sich als alternatives Reiseziel für warmes Wetter in der Nähe von Florida zu positionieren. Florida sei am stärksten vom Reiseeinbruch in den USA betroffen.
Vor allem die kanadischen „Wintervögel“ blieben aus, seitdem Trump Kanada zum 51. US-Bundesstaat machen will. „Die Menschen suchen nach freundlichen Reisezielen, und das ist eine Chance für uns.“ Die Bahamas locken doppeldeutig mit „Bahamas is open“ und „Better together“ – könnte auch heißen: „Sonne ohne Trump“.