Die Börsen geben Trump eine brutale Quittung
Der US-Präsident betreibt Außen- und Wirtschaftspolitik mit dem Vorschlaghammer. Seine Fans verteidigen das mit dem Argument, das helfe Amerika und seiner Wirtschaft. Ausgerechnet die Börse beweist das Gegenteil.

Donald Trump verkündet einen Strafzoll nach dem anderen und feiert sich dabei wie ein prahlender Jäger, der wieder einen kapitalen Hirsch für die USA geschossen hat. Tatsächlich aber gehen die Schüsse zusehends nach hinten los. Die nationalistische Zollpolitik schadet nicht nur der ausländischen Konkurrenz, sondern verblüffend schnell auch der eigenen Wirtschaft. „Das könnte einen Tsunami negativer Backlashs auslösen“, warnen Börsen-Analysten in New York. Denn ausgerechnet die US-Finanzmärkte, die sich eigentlich auf eine wirtschaftsfreundliche Präsidentschaft gefreut hatten, zeigen
Trump derzeit die tiefrote Karte.
Alleine die Technologiebörse Nasdaq hat binnen sechs Wochen 13,5 Prozent an Wert verloren. Rechnerisch bedeutet das eine Kapitalvernichtung von vier Billionen Dollar – das entspricht ungefähr dem Bruttosozialprodukt Frankreichs. Einzelne Aktien wie Tesla hat es noch schlimmer erwischt. Die Aktien des Konzerns von Elon Musk wurden an den Weltbörsen kurz vor Weihnachten mit 1,5 Billionen Dollar bewertet, jetzt ist es nur noch gut halb so viel. 720 Milliarden an Kapitalverlust binnen drei Monaten – das ist der größte Crash einer Einzelaktie aller Zeiten.
Nur der Pessimismus wächst
Nun will Trump am Mittwoch, vollmundig als „Tag der Befreiung“ angetrailert, neue Zölle und Handelskonflikte verkünden. Börsianer haben davor inzwischen regelrecht Angst. Die aggressive Zollpolitik treibe die USA direkt in die Rezession, heißt es an der Wall Street. Zölle heizten die Inflation an, provozierten Gegenzölle, erschwerten den Handel und bremsten das Wirtschaftswachstum.
Immer mehr Analysten sagen eine echte Rezession für die USA voraus. Das mächtige Bankhaus Goldman Sachs stufte seine Erwartung einer Rezession in den kommenden zwölf Monaten hoch von 20 auf 35 Prozent Wahrscheinlichkeit. Die Analysten von Goldman Sachs senkten zugleich ihre Börsenprognosen: Ihr Jahresendziel für den S&P 500 stürzt von 6200 auf 5700. Dabei handelt es sich bei den 6200 Punkten um einen erst kürzlich nach unten korrigierten Wert. Auch die Experten von Barclays setzen ihr Jahresendziel für den S&P 500 von 6600 auf 5900 herab.
Von der Schweizer Großbank UBS bis zum Investment-Guru Ed Yardeni senken derzeit alle großen Adressen ihre Erwartungen und warnen Anleger vor den fatalen Auswirkungen der Trump-Zollpolitik. Auch der Dollar spiegelt die negative Resonanz bereits wider. Der Dollar-Index, der die Stärke des Dollars gegenüber sechs ausländischen Währungen misst, ist in diesem Jahr um fast 4 Prozent gesunken und hat damit den schlechtesten Start in ein Jahr seit 2016 erlebt.
Trumps Ansehen sinkt
Die schlechte Stimmung an den Börsen wirkt sich in den USA traditionell schnell auch auf die politische Stimmung aus, weil viele Amerikaner für ihr Alter in Aktien vorsorgen und sich nun schlagartig Sorgen machen. So zeigen die Kursverluste und die drohende Rezession schon deutliche Spuren in Umfragen. Die Zustimmungswerte zur „Job Approval“ von Trump ist deutlich gesunken. Sagten vor zwei Monaten noch 51 Prozent der US-Amerikaner, sie seien mit Trumps Arbeit zufrieden, so sind es jetzt nur noch 48 Prozent. Im Januar fanden nur 44 Prozent die Arbeit schlecht, jetzt sind es schon 49 Prozent.
Das heißt: Donald Trumps Meinungsbonus ist von plus 6 auf minus 1 abgesackt. Es sind nicht die Proteste oder Medienkritik, die Trump derzeit schwächen – es ist die harsche Börsenreaktion auf seine eigene Politik.